Nach Brighton in Begleitung der Seven Sisters

Schließlich kommen wir unter Motor in Brighton an. Die Marina ist eher hässlich, bietet aber guten Schutz hinter hohen Hafenmauern, die leider den Blick auf das Meer versperren. Wir machen im Päckchen als zweite fest und es bestehen ein paar Verständigungsschwierigkeiten mit dem belgischen Skipper des inneren Bootes. «Je ne parle pas anglais parce que je parle français», erklärt er uns treuherzig, hilft aber trotzdem nach Kräften mit, unser Boot an seinem festzumachen. Seine pubertierenden Töchter sind neugierig und können dem Vater zu übersetzen, was wir auf Englisch sagen, was sie aber schüchtern dementieren, als wir sie ansprechen.
Brighton hat einen besonderen Klang für Alfred, der hier vor 40 Jahren schon einmal war. In der Nähe der Marina entdecken wir einen Erdgasspeicher, in dessen Nachbarschaft er den Campingplatz vermutet, auf dem er damals gezeltet hat. Wir machen uns außerdem auf die Suche nach den vornehmen, weiß gekleideten englischen Ladys, mit denen er an der Strandpromenade Bowls gespielt hat. Leider sind die Bowls-Felder vertrockneten Rasenflächen gewichen und von vornehmen Ladys ist auch weit und breit nichts zu sehen. Es ist heiß und wir verkriechen uns unter die Sonnenschirme eines Strandcafés. Eine kurzweilige Busfahrt (»Next stop Lidl supermarket.«) bringt uns nach Hove, der besseren Hälfte von Brighton. Dort finden wir endlich wieder einmal eine Bäckerei, in der es Sauerteigbrot mit Kruste gibt. Denn, obwohl die englische Küche viel, viel besser ist als ihr Ruf und wir oft fein gegessen haben, das weiche, klebrige englische Brot geht uns mit der Zeit auf’s Gemüt.

Brighton und Hove sind ungewöhnliche, auf eine besondere Art schöne Städtchen mit einem Flickenteppich verschiedener Nachbarschaften, mal mit engen, gewundenen Sträßchen und mal mit breiten Boulevards. Die Architektur ist wirklich interessant. Es scheint sich um eine wilde Mischung aus irgendwie-viktorianisch-regency-Neue Sachlichkeit zu handeln. Ein Viertel in der Nähe des Bahnhofes mit kleinen, einstöckigen Häusern ist in weiß gehalten und erinnert an die Tel Aviver Weiße Stadt – vielleicht auch der Nähe des Strandes wegen.

Ein weiteres, zumindest aus Chajas Sicht denkwürdiges Ereignis in Brighton: Ihr und Alfred gelingt es mit vereinten Kräften die erschöpfte und hungrige Johanna in die große McDonald’s-Filiale direkt an der Marina zu lotsen. Ich werde x-fach triumphierend mit »und, schmeckt doch gar nicht so schlecht, oder?!« angegrinst. Making memories…