Lissabon nach Porto Santo

In Schräglage saust die Moana Blu mit über 8 kn Geschwindigkeit dahin. In den großen Wellen wird mir das ziemlich unheimlich. Nach dem 3. Reff legt sie sich nur noch auf die Seite wenn sie eine Welle hinuntersurft. Große Wellen spritzen über das Schiff, eine schafft es sogar bis in den Salon. In meinem Blickfeld wechseln sich die Aussicht auf den Ozean mit dem auf dem Himmel ab.

Würde es in diesem Tempo so weiter gehen, wären wir in 2 ½ Tagen am Ziel. An Essen kochen denkt niemand, zum Abendbrot knabbern wir Kekse.

Weil es nach Mitternacht ruhiger werden soll übernimmt Alfred die erste Nachtwache. Als ich ihn ablöse bläst der Wind tatsächlich nur noch mit 20 bis 24 kn. Der Himmel ist sternenklar, eine Sternschnuppe huscht vorüber und die nur noch ganz kleine Sichel des abnehmenden Mondes erleuchtet eine breite Straße auf dem Ozean. Die wenigen Schiffe die unterwegs sind bleiben in sicherer Entfernung. Gert löst mich nach 3 Uhr ab und ich schlafe gut im Bug wie in meinem schaukelnden Wasserbett.

Am nächsten Morgen stellt sich tatsächlich ein Gefühl von Normalität ein. Wir frühstücken an Deck, während uns der Wind aus Nordwest mit 14 bis 20 kn nach Süden treibt.

In der Sonne ist das klare Wasser tief blau, ich kann mich nicht satt sehen und genieße das Dahingleiten Stunde um Stunde. Delfine besuchen uns keine mehr und auch kein Wal interessiert sich für uns.

Zu Abend essen wir gebackenen Lachs mit Pellkartoffeln an improvisierter Remoulade. Am Abend frischt der Wind wieder auf. Wir machen deshalb die Nachtwachen wie davor. Um Mitternacht ist der Sternenhimmel noch klarer. Mit Windgeschwindigkeiten zwischen 10 und 20 kn segeln wir unter der Milchstraße dahin, herrliche Nachtschicht.

Der nächste Tag verläuft ebenso wie der davor: Sonne, Wind, Wellen, blaues Wasser, Segelgenuss pur!

Am Abend lassen wir uns Spaghetti mit einer Beilage aus getrockneten Tomaten, Schafskäse und viel Koriander schmecken.

Und schon beginnt die 3. Nacht, in der der Wind immer mehr abflaut und so dreht, das er wechselnd von hinten kommt. In meiner Schicht kann ich das noch ausgleichen indem ich den Kompasskurs entsprechend ändere. Bei Gert wird es aber zu veränderlich und schwach, sodass der Motor gestartet werden muss. Während wir so dahin tuckern reift der Entschluss, den Parasailor auszuprobieren.

Als erstes kommt ein riesen Ungetüm von schwarzer Tasche zum Vorschein. Alfred und Gert schleppen schwer daran sie zum Bug zu befördern. 4 lange Schoten müssen dann richtig eingefädelt und eingeklinkt werden. Beim 2. Versuch klappt das auch und als der Schlauch hochgezogen wird bläht sich das Segel prächtig auf, der Paraschirm füllt sich und sofort geht es mit 6kn vorwärts. Schon mittags sind die Umrisse von Porto Santo zu sehen. Erstaunlich wie weit der Horizont entfernt ist, es dauert noch Stunden bis wir in den Hafen einlaufen können.

Das Abbauen des Gleitschirmsegels ist unkompliziert. Mühe macht es nur ihn wieder in der Tasche zu verstauen.

In der Abenddämmerung gibt es kein Plätzchen mehr für uns im Hafen. Wir finden aber noch im Hafenbecken einen Ankerplatz. Der Wind bläst so heftig den Berg hinunter, das die Moana Blu unentwegt um den Anker kreiselt.