Pinksteren auf der Staande Mastroute

An Weiterfahrt ist am nächsten Tag nicht zu denken – es weht kräftig. Delfzjil gibt sich alle Mühe, ein großes Pfingstfest wird gefeiert und die angereisten Holländer trotzen Wind und Regen. An Bord machen wir es uns gemütlich und uns nützlich. Wir installieren die Sorgleinen und finden im örtlichen HEMA allerlei Nützliches, u.a. eine praktische Lösung für die Cockpitbeleuchtung. Selbst Alfred kann nicht umhin, für den holländischen Kaufhaus-Klassiker eine gewisse Zuneigung zu entwickeln. Ein weitere Meilenstein: Mitsegler Manfred, der beim Bau der Moana Blu tatkräftig beteiligt war, und der beim aktuellen Abschnitt der Reise mit an Bord ist, isst zum ersten mal Erdnussbutter, oder vielmehr Pindakaas – mit mäßiger Begeisterung.

Als das Wetter sich beruhigt hat fahren wir los und hinein ins Vergnügen – die holländische Staande Mastroute, die von Delfzjil über das Ijsselmeer und Amsterdam nach Willemstad führt. Am ersten Tag ist gleich ein Highlight zu bestaunen: die Durchfahrt auf den Kanälen des zauberhaften, pittoresken Groningen. Das bunte Leben der Studentenstadt findet in den Straßencafés entlang der Kanäle statt und in den ruhigeren Abschnitten liegen Hausboote mit mal edel designten, mal fantasievoll ausufernden Aufbauten. Ebenso entzückend: In der Innenstadt begleitet und unser persönlicher Brückenwärter. Er erwartet uns auf dem ersten Fußsteg, hebt diese Brücke und die kommenden für uns, nachdem er den überquerenden Verkehr gestoppt hat, lässt uns passieren, senkt die Brücke wieder und stellt die Ampeln des Straßenverkehrs auf grün. Dann schwingt er sich auf sein Fahrrad und fährt, uns beim Überholen freundlich grüßend, den Kanal entlang, stellt sein Rad am Brückenhäuschen der nächsten Brücke ab, stoppt den Verkehr, hebt die Brücke, gibt uns grünes Signal für Durchfahrt usw, usw… Die ganze Prozedur läuft in schönster Gelassenheit von allen Seiten ab – einfach großartig! Außerhalb Groningens ist die Kanalumgebung zwar nicht so romantisch, aber die Stimmung an Bord ebenso gut und so machen wir noch einige Seemeilen, Brücken, Kanalkreuzungen bis in den Port Hunzegat in Zoutkamp, wo – man glaubt es kaum – ein Pinksterenfest mit Kirmes veranstaltet wird. Wir essen in ambitionierten, dem Kleinstadtflair entrückten „De Oude Sluis“ und gehen früh schlafen – zumindest Johanna, die am nächsten Morgen in aller Frühe vom Taxi abgeholt wird und im altbekannten Groningen am noch schlafenden Bahnhof abgesetzt wird. Pinksteren ist vorbei.